Merksatz 32

Emotionen ausgelebt – Abschluss beerdigt!

Flughöhe einnehmen und halten

Der Fall

Dienstagnachmittag, Pitch-Runde bei einem Tech-Investor in München. Zwei Gründer, ein visionäres Produkt, ein kritischer Investor.

Zunächst läuft alles glatt. Doch als der Investor zum dritten Mal die Marktzahlen anzweifelt, kippt die Stimmung. Einer der Gründer, Kai, schnauft laut, ballt unter dem Tisch die Faust und wirft dann scharf in den Raum: „Wenn Sie das nicht erkennen, sollten wir das Gespräch vielleicht beenden!“

Es wird still. Sehr still.

Das Meeting endet zehn Minuten später. Am nächsten Tag folgt die Absage.

Zu viel Emotion. Zu wenig Kontrolle.

Der Fehler

Kai ist in die Ikarus-Falle getappt.

Er überschätzte seine emotionale Belastbarkeit, wenn es hitzig werden würde, und unterschätzte die Dynamik eskalierender Spannung. Sein Unmut war menschlich, jedoch nicht professionell kanalisiert.

Anstatt sich innerlich zu wappnen, ließ er seiner Frustration freien Lauf. Angriff statt Dialog.

Der Investor wertete dies nicht nur als Schwäche, sondern auch als Risiko. Wer in Stressmomenten emotional überhitzt, verliert nicht nur die Haltung, sondern auch den Zugang zum Gegenüber.

Ein Absturz ist dann programmiert – wie bei Ikarus, dem die Hitze der Sonne zum Verhängnis wurde.

Die Lösung

Bereiten Sie sich nicht nur auf Argumente, sondern auch auf sich selbst vor.

In einer Verhandlung zählt nicht nur Ihre Logik, sondern auch Ihre innere Stabilität. Gerade in heiklen Momenten ist Ihre Fähigkeit gefragt, mit Druck, Frust und Überraschungen souverän umzugehen.

Deshalb gilt: Nicht nur die Fakten, sondern auch die eigene Reaktion braucht Vorbereitung.

Hier sind fünf Maßnahmen, mit denen Sie die Hitze des Gefechts überstehen – oder gar nicht erst entstehen lassen.

  1. Rechnen Sie mit Ärger – und nehmen Sie ihm so die Macht.
    Gehen Sie nicht davon aus, dass alles glattläuft. Stellen Sie sich bewusst die Frage: „Was könnte mich wütend machen?” Beispielsweise ein abfälliger Ton, eine unfaire Forderung oder eine Provokation. Wenn Sie das im Vorfeld einkalkulieren, sind Sie weniger überrascht und weniger anfällig für emotionale Kurzschlussreaktionen. Sagen Sie sich: „Okay, das ist einer der Momente, mit denen ich gerechnet habe.“ Schon dieser Gedanke schafft Gelassenheit.
  2. Verstehen Sie Ärger als Warnsignal, nicht als Befehl.
    Wenn Sie merken, dass Wut aufsteigt, halten Sie kurz innerlich inne. Sagen Sie sich: „Aha, da ist der Ärger – jetzt wird’s interessant.“ Diese Mini-Sekunde der Selbstbeobachtung genügt oft, um nicht aus dem Reflex heraus zu handeln. Sie gewinnen Abstand. Ärger darf ein Signal sein, aber kein Steuermann.
  3. Nutzen Sie Pausen gezielt als Kühlstrategie.
    Sie müssen nicht immer sofort reagieren. Ein Satz wie „Ich möchte das kurz durchdenken” oder „Lassen Sie uns zwei Minuten Luft holen” wirkt oft Wunder. Pausen unterbrechen emotionale Eskalationen, geben Ihnen Souveränität und verschieben das Machtverhältnis zu Ihren Gunsten. Wer Pausen setzt, führt das Gespräch.
  4. Verwenden Sie bei zugespitzten Situationen die Über-Nacht-Technik.
    Wenn sich alles festfährt, entscheiden Sie sich bewusst für eine Vertagung: „Lassen Sie uns morgen weitersprechen. Ich möchte das in Ruhe reflektieren.“ Eine Nacht kann Emotionen dämpfen, Perspektiven weiten und die Gesprächsbasis wiederherstellen. Manches lässt sich am nächsten Tag sachlicher sagen – oder klüger verhandeln.
  5. Deuten Sie Angriffe als Zeichen von Unsicherheit, nicht als Kampfansage.
    Wenn Ihr Gegenüber scharf wird, stecken oft Unsicherheit oder Druck dahinter. Gehen Sie nicht in die Verteidigung, sondern sagen Sie sich: „Offenbar ist ihm das Thema wichtig – deshalb die Härte.“ Dieser Perspektivwechsel schützt Sie vor Eskalation und hilft, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Das ist kein Nachgeben, sondern Führungsstärke.

Der Merksatz

Emotionale Überhitzung führt zum Absturz: Hüten Sie sich vor der Ikarus-Falle. Die Temperatur steigt oft schneller an als Sie es erwarten!

Die ZENTUNO-Methode

Die ZENTUNO-Methode strukturiert den komplexen Verhandlungsprozess in überschaubare Phasen. Sie hilft, den Überblick zu behalten, Ziele konsequent zu verfolgen und ermöglicht eine systematische, fehlerfreie Herangehensweise an jede Verhandlungssituation.

Darstellung des Zentuno-VerhandlungsrastersMehr erfahren

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